Törnbericht
Athen - Rhodos
Sonntag 11.06.2000 1. Törntag
von Alimos Marina Kalamaki / Athen
nach Ormos Vourkari / Limin Agiou Nikolaou /
Nisos Kea
Tagesstrecke 42 sm
bisher 42 von 454 sm


Morgens um 06.00 Uhr am Flughafen München II - Abflug mit der LTU nach Athen. Alles klappt wie am Schnürchen: mit dem Taxi zur Marina - 10.30 Uhr Check-In auf unserer Yacht - 11.30 Uhr die bestellten Lebensmittel treffen ein, sind ein bißchen teuer, aber die Supermärkte sind heute, am Sonntag, zu und wir sind froh wenigstens ein Starterpaket an Bord zu haben. Kaution hinterlegen und Papierkram mit den Behörden erledigen, Sicherheitscheck und - einweisung durchführen und dann geht es um 13.30 Uhr bei strahlendem Sonnenschein und 25 - 30 kn aus Nord los. Groß und Genua gesetzt und mit Vollzeug auf Halb- bis Raumwindkurs Richtung Kea.
Die Logge geht gleich auf 10 bis 11 Knoten - wir sind begeistert und können es fast nicht glauben. Also das Bord-GPS und unsere eigenen GPS an, aber es stimmt - die Elektronik bestätigt die Loggeanzeige. Die Yacht liegt gut am Ruder trotz recht erheblicher Krängung - die Baumnock zieht in Lee ein zweites Kielwasser ins Dunkelblau des Saronnischen Golfs. Alle 20 Minuten wird der "Steuermann" gewechselt - jeder darf mal. Wir passieren die Enge zwischen dem Festland und der Insel Gaidhouroniso. Hier legt es uns das erste Mal richtig auf´s Ohr. Der Wind schralt plötzlich und dann ist der Sonnenschuß da - also schnell zwei Reffs in Groß und Genua und weiter geht´s mit Kurs Kap Sounion. Nachdem wir beim Passieren den Tempel bewundert haben, schütteln wir ein Reff aus und weiter geht´s mit 60° Amwindkurs - Anlieger auf die Bucht Limin Agiou Nikolaou auf Kea. Zwei Küstenfrachter liegen mit uns auf Kollisionskurs - bange Minuten vergehen - die Kapitäne warten wohl, ob der "Admiral" ausweichen wird - doch der ordnet an: "Kurs halten bis zum letzten Augenblick!" Doch dann ist es soweit, beide weichen noch "rechtzeitig, deutlich und entschlossen" aus.
Dann sind wir da - passieren den Leuchtturm auf der N-Huk südlich und segeln weit hinein in die Ormos Voukari, die nördliche der beiden Buchten. Die Aufgaben sind schnell verteilt - dann abfallen auf Raumwind - Genua weg - Motor an - Aufschiesser - und Groß weg - Fender raus - Achterleinen anschlagen und Anker klarmachen. Im Cockpit schaut es aus wie nach einer Regatta, aber das kann man ja nach dem Anlegen klarieren. Der Wind steht genau auf die Mole, also kein Problem - Anker fällt weit vor der Mole - Wind und Motor bugsieren uns hin. Plötzlich sind die 60 Meter Kette zuende - aber noch mal richtig den Rückwärtsgang rein, dann gehen die Achterleinen raus und der Anker ist eingefahren.
Beim wartenden Wirt werden schnell sechs Bier bestellt - das war nämlich nicht an Bord. Das Bier kommt und ist eiskalt - es schmeckt himmlisch, nach dem vielen Salzgeschmack der letzten 10 Seemeilen. Nach dem Anlege- und Ankerschluck wird Klarschiff gemacht und dann gibt es für alle eine Decksdusche - das Wasser ist zwar nicht warm, aber es ist Süßwasser und das tut Haut und Haaren gut.
Abends gibt es ein erstes typisch griechisches Abendessen in einer der Hafentavernen in Sichtweite der Yacht. Anschließend ein Spaziergang zur Nachbarbucht und als Tagesabschluß eine echte Havanna beim nächtlichen "Absacker". Wir haben echt was geschafft - die Strecke, die man sonst an einem ganzen Segeltag fährt, haben wir an einem Nachmittag zurückgelegt. Dank Schiff und Crew!


Montag 12.06.2000 2. Törntag
von Ormos Vourkari / Nisos Kea
nach Ormos Leivadiou /
Nisos Seriphos
Tagesstrecke 43 sm
bisher 85 von 454 sm


Der heutige Tag soll etwas besonderes werden. Als wir morgens aufstehen, begrüsst uns der Himmel ohne jede Wolke und es weht wieder kräftig aus Nord - Meltemi - 30 - 35 Knoten Wind. Nach einem opulenten Frühstück - die Crew hatte einen der örtlichen Supermärkte heimgesucht, um die Fehlbestände auszugleichen, gehen wir Anker auf, setzen jeden Fetzen Segel, den wir haben und nehmen nach Passieren der Buchtausfahrt Kurs auf Seriphos.
Da wir den Vorwindkurs aus Sicherheitsgründen überhaupt nicht mögen, beschließen wir abzuraumen. Also alle fünf Seemeilen wird gehalst - puh, das ist eine Arbeit, bei dem Wind das Groß dichtkurbeln. Wir laufen entlang der Westküste von Kea, um Kythnos erst westlich und dann südlich zu passieren. Dann wollen wir an der Ostküste von Seriphos entlang laufen und die Bucht Ormos Leivadiou ansteuern, die an der SE-Ecke liegt. Wir wechseln uns am Ruder wieder regelmäßig ab. Die Windstärke liegt so etwa bei 35 Knoten aus Nord. Die Wellenhöhe beträgt etwa 1 - 1,5 Meter. Die Yacht macht mächtig Fahrt - hin und wieder nähert sicht die Geschwindigkeit der 12 kn Marke. Die GPS laufen zur Speedkontrolle mit. Und dann ist es plötzlich soweit als Barbara am Ruder steht - eine etwas höhere Welle, eine Bö, perfekte Segelstellung, geringer Ruderausschlag, der Bug bohrt sich in die vorauslaufende Welle und uns allen bleibt die Spucke weg ... 13,7 kn ... ein Gefühl als rutsche einem das Schiff unter dem Hintern weg. Jeder schreit seine Begeisterung heraus. Das hat noch keiner von uns mit einem Monohull erlebt. Ab diesem Erlebnis gib es nur noch eines - wer ist der jeweils Tagesschnellste. Der wird gefeiert - muss aber am Abend auch Einen ausgeben, doch das wird keinen abhalten auf Speed zu segeln.
Die SE-Ecke von Seriphos ist bald erreicht. Als wir anluven, um in die Bucht zu kreuzen, drückt es uns wieder mächtig auf die Seite - also Groß weg und die letzte Seemeile unter Genua. In der Bucht ist die Hölle los - Fallwinde mit 45 Knoten und fliegendes Wasser. Einige Yachten liegen vor Bug- und Heckanker im Wind; haben lange Leinen zu Bäumen am Ufer ausgebracht. Andere haben in Lee der Pier festgemacht - Glück gehabt. Nach einigen Versuchen doch in Luv der Pier vor Buganker anzulegen geben wir auf - selbst wenn der Anker halten sollte, ist das zu gefährlich - wir wollen unsere "Rennsemmel" nicht beschädigen. Also fällt der Anker mit massig Kette auf 8 m Wassertiefe im Nordteil der Bucht.
Den Gedanken mit dem Dinghi an Land zu fahren verwerfen wir schnell - das wäre Dauerduschen. Wir geniessen das herrliche Panorama mit Blick auf die Chora von Seriphos und bleiben an Bord. Schön kochen, ein mittlerweile kühles Bier, dank der Eiswürfelsäcke aus Kea, ein leckerer "Sundowner" und ein beeindruckender Sonnenuntergang. Windjammerromantik im Jahr 2000. Später Ankerlicht an und "Gute Nacht" - na ja, bei dem Wind!


Dienstag 13.06.2000 3. Törntag
von Ormos Leivadiou / Nisos Seriphos
nach Limin Paroikias/
Nisos Paros
Tagesstrecke 32 sm
bisher 117 von 454 sm


Am Morgen alles beim Alten: ... es bläst aus allen Rohren. Der "Admiral" hat in der Nacht regelmäßig alle Stunde die Situation gecheckt. Wir haben tatsächlich 2,1 sm zurückgelegt - vor Anker versteht sich. Ob diese für SKS-, BK- oder C-Schein zählen?? Mittlerweile hat sich unsere Freundin Claudia über´s Handy gerührt. Sie ist mit Freunden auf Paros und wir haben sie eingeladen einen Tag mit uns zu segeln. Also Anker auf, "Plünnen" hoch - Kurs Limin Paroikias, dem Hafen an der Westküste von Paros. Gleich als wir aus der Bucht raus sind, die SE-Ecke von Serifos umlaufen haben, ist alles vorbei - 15 - 20 kn Wind - die Crew ist sich einig - das muss Flaute sein. Mehr als 6 Knoten will unsere "Skyros" nicht laufen. Keiner ist scharf auf´s Steuern. Maschine an, ausgekuppelt versteht sich, und Kühlschrank und Autopilot an. Nach etwa einer Stunde ist dann wieder alles wie zuvor. Maschine, Kühlschrank und AP aus - Crew steuert wieder selbst.
Wir können unseren Zielpunkt in der Buchteinfahrt hoch am Wind anliegen. Doch das Schönste kam dann auf den letzten 3 Meilen vor dem Hafen. Glattwasser, 30 kn Wind und Vollzeug - "Skyros" ging für gut 15 Minuten in Lage - Scheuerleiste putzen vom "Feinsten". Dann war das Ende der Bucht erreicht - wieder Aufgaben verteilen und Segel bergen, Motor an, Fender und Achterleinen klarieren und, da innen kein Platz ist, vor Buganker an die Aussenmole. Dort ist es aber unangenehm kabbelig - hält der Anker - nun ja, dann bringen wir also den Heckanker mit langen Leinen als zweiten Buganker aus. Gesagt getan - doch dann legt im Innenhafen eine Yacht ab! Die Crew ahnt Schlimmes - der "Admiral" will beide Anker wieder aufholen und nach innen verlegen. Zähneknirschend, ob der Ankerplackerei, aber letztlich doch überzeugt, dass es innen 1000mal besser ist, gehen wir ankerauf und quetschen uns in die freigewordene Lücke. In den nächsten 2 Stunden beobachten wir einige Ankertragödien an der Aussenmole - 10 Yachten kommen noch nach uns. Einer findet sogar noch einen Platz für seine Yacht in dem überfüllten Hafenbecken.
Am späten Nachmittag machen wir einen Stadbummel durch die idyllische Altstadt von Paros - wie erwartet sind Weiß und Blau die vorherrschenden Farben. Enge, daher kühle, Gassen, kleine Häuser mit kleinen Fenstern, kleine Kapellen und viele kleine Geschäfte. Die Gassen mit Natursteinen gepflastert und die Fugen mit weißer Farbe lackiert. Man findet hier kein kriechendes Ungeziefer, keine Asseln, keine Ameisen, keine Kakerlaken, nichts dieser Art - nur Einheimische und "Touris". Claudia kommt um 19 Uhr, um mit uns zum Essen zu gehen.
Der "Admiral" hat da einen Geheimtip "Apollon Garden". Die Crew ist gespannt - was das wohl ist. Wir schlängeln uns durch die Gassen und betreten durch ein schmiedeisernes Tor einen schmalen Gang. Nach 10 m öffnet sich für uns ein Atrium mit zauberhaft gedeckten Tischen und überwuchert mit Weinranken und Palmen. Die Decke bildet der immer dunkler werdende blaue Abendhimmel. Das Licht kommt von auf den Tischen stehenden Windlichtern und dem aufgehenden Vollmond. Keine Frage, wenn das Essen noch so gut ist, wie das Ambiente, dann ist das ein Abend der Superlative. Und es schmeckt vorzüglich - bereits nach den Vorspeisen genehmigen wir uns den ersten Ouzo, um auf den gelungenen Tag anzustoßen. Die Hauptgerichte sind ebenfalls ein Genuß und Andi bekommt endlich als Nachtisch seinen "griechischen Joghurt mit Honig". Für den "Absacker" und die Havanna finden wir eine sehr nette Bar im ersten Stock an der Promenade - Simon gibt einen aus er war heute der Schnellste mit 12,8 kn. Der "Admiral" ist sich sicher - heute kriechen alle glücklich in die Koje.


Mittwoch 14.06.2000 4. Törntag
von Limin Paroikias/ Nisos Paros
nach Limin Mykonou /
Nisos Mykonos
Tagesstrecke 41 sm
bisher 158 von 454 sm


Heute geht´s nach Mykonos. Nach dem Frühstück warten wir auf unseren Tagesgast - Claudia. Sie kommt um halb 10 und so machen wir kurz darauf die Leinen los, setzen Segel und beginnen mit unserer Kreuz nach Mykonos. Himmel ist wieder wolkenlos und Wind wie gehabt. Man gewöhnt sich irgendwann an den Meltemi. Anfangs verträgt "Skyros" Vollzeug, aber dann nimmt der Wind weiter zu und wir gehen bei beiden Segeln ins erste Reff. Das gefällt unserer "Rennsemml" und sie belohnt uns mit Spitzen von knapp unter 11 kn und das auf der Kreuz. Der erste Schlag, der Holebug, führt uns mit Kurs auf die Südküste von Syros. Nach 10 sm wird gewendet und wir halten hoch am Wind Kurs auf die S-Einfahrt der Passage zwischen Delos und Mykonos. Wieder wechseln wir uns am Ruder ab - auch Claudia darf mal, und macht das echt gut.
In der Passage zwischen Delos und Mykonos müssen wir noch einige kurze Kreuzschläge machen, bis wir die westlich vom Hafen Mykonos vorgelagerten Inselchen gerundet haben und mit Raumwindkurs auf den Hafen zupreschen können. Hier weht es wieder mal, durch den Kapeffekt, stärker als draußen. Die Segelmanöver klappen wie immer ohne Zwischenfälle. Im Hafen dann gähnende Leere - keine Yacht und keine Fähre - also denkbar günstigste Anlegesituation, wenn der Fetzenwind nicht wäre. Dort, wo Segelyachten normalerweise vor Buganker festmachen ist der Grund unrein und der Wind kommt genau von der Seite. Wir beschließen heute nicht die Helden zu spielen und steuern die, ca. 1 sm nördlich gelegene, angeblich neue Marina an. Und tatsächlich, wir finden etwas, was so aussieht als wäre es von Menschenhand geschaffen, oder sagen wir besser - der Mensch hat dort angefangen Hand anzulegen. Eine lange, geschütze Mole und das ist alles. Keine Poller, Ringe oder Moorings - an ankern vor Buganker ist auch nicht zu denken. Aus der Betonmole schauen alle 50 cm oben nur gerade Moniereisen, also Baustahl raus. Mal sind sie 20 cm lang mal einen halben Meter. Das ist das Einzigste, wo wir festmachen können. Wir verspinnen unsere "Skyros" längsseits an der niedrigeren Mole mit allem was wir an Leinen haben, an Eisen, die halbwegs Richtung Land gebogen sind, damit die Leinen nicht abrutschen. Dann "Anlegeschluck", Decksdusche für alle und landfein machen für die Altstadt von Mykonos.
Wir laufen vor bis zur Hauptstraße und besorgen uns drei Taxis. Am Hafenrund treffen wir uns wieder. Einzeln oder zu zweit bummeln wir durch die engen und verwinkelten Gassen. Vorbei an kleinen Bars mit Meerblick, an vielen Souvenirgeschäften und kleinen "Tante Emma"-Läden. In den Gassen und kleinen Geschäften ist es angenehm kühl - in der Sonne im Windschatten ist es mollig warm. Zum Sonnenuntergang treffen wir uns, wie könnte es anders sein, in der "Veranda"-Bar im ersten Stock zum "Pina Colada". Von hier hat man einen tollen Blick nach Westen - nach Delos, Rinia und Syros. Zum Abendessen geht´s ins Restaurant "Marco Polo" - griechischer Bauernsalat, Tsatziki, Dolmadakia, Saganagi, Lamm, Chicken Souvlaki, gefüllte Tomaten, usw.
Den "Absacker" nehmen wir dann wieder in der "Veranda"-Bar bevor wir mit dem Taxi zurückfahren zum "Hafen". Der Weg zum Schiff ist ein echtes "Spießrutenlaufen" durch das Dunkel der Nacht - entweder man geht durch die Baustelle und weiß nicht wo man drauftritt oder man jongliert über die mit Betonstahl gespickte halbfertige Mole. Alle erreichen unverletzt das Schiff. Noch ein letztes Bier - wir probieren "Mythos", ein einheimisches Bier - und dann krabbeln alle in ihre Kojen - doch halt, für Claudia müssen wir den Salon herrichten, also Tisch absenken, Polster reinlegen und Bett beziehen: es sieht ein bisschen aus wie bei einer Peep-Show! Aber wir verschwinden in den Kabinen, machen die Türen zu und der Salon gehört unserem Gast. Schlafz guat!


Donnerstag 15.06.2000 5. Törntag
Besuch der antikes Stadt DELOS
und Stadtbummel durch die
Altstadt von Mykonos
Tagesstrecke 0 sm
bisher 158 von 454 sm


Das antike Delos steht auf dem Programm. Nach dem Frühstück ins Taxi und ab nach Mykonos-Stadt. Schnell sind neun Tickets gelöst und pünktlich um 09.30 Uhr fahren wir mit "Hera" nach Delos. "Hera" ist eine etwas betagte Passagierfähre. Hat eine riesige Brücke und ein "richtiges" Steuerrad. Angetrieben wird diese "Rostlaube" von zwei Schrauben mit zwei 6-Zylinder-Schiffsdieseln mit je 350 PS. Ob die aber bei ihrem Alter noch die volle Leistung bringen - naja!! Die Überfahrt nach Delos dauert ca. 20 Minuten - es vibriert, rappelt und klappert die ganze Zeit - den Meltemi und den Seegang steckt die 30 m lange "Hera" aber ganz gut weg - wir werden auf dem Oberdeck nicht naß. Die Arbeit auf der Brücke teilen sich 3 griechische "Seemänner" - einer hat die Hände an den Gashebeln, einer steuert und der Dritte trägt anscheinend die Verantwortung. Dann nähern wir uns dem "Hafen" von Delos, der nur von den "Gewerblichen" und nicht von Segel- oder Motoryachten angelaufen werden darf. Eine wirklich kleine Bucht mit sehr seichtem Wasser auf der einen Seite und einer Betonmole auf der Anderen. Das Wasser ist kristallklar. Das Anlegemanöver gelingt perfekt und ist mit einem Schiff dieser Größe ein echtes Kunststück - aber die Herren machen das ja öfter am Tag und schon viele Jahre lang.
Wir lösen neun Eintrittskarten und betreten diese geschichtsträchtige Stätte. Wir haben Glück - nur sehr wenig Menschen sind so früh hier rübergefahren - die "guided Tours" kommen erst um halb 11. Solang es noch nicht so heiß ist, wollen wir auf den Berg "Kynthos". Der Weg führt vorbei an einigen gut erhaltenen antiken Steinhaufen - Hermes-Haus, Terrasse der fremden Götter, Grotte des Herakles und so manchen Symbolen antiker Sinnesfreuden. Am Gipfel angelangt bläst uns der kühlende Meltemi die Schweißperlen von der Stirn und wir genießen einen herrlichen Blick auf die Inseln Tinos, Mykonos, Syros, Naxos und Paros - uns westlich zu Füßen liegt die antike Stadt. Auf dem Rückweg zum Hafen besuchen Babs, Claudia und der "Admiral" das antike Theather. Die Akustik in diesem früher 5000 Besucher fassenden Gebäude, ist noch heute bemerkenswert. Wir suchen uns die besten Plätze und reflektieren ein wenig über die Geschichten, die uns diese Steine erzählen könnten. Unsere Suche nach den Löwen von Delos bleibt erfolglos bis wir ins Museum gehen - dort stehen sie alle nebeneinander. Man hat sie wohl hier hereingeholt, um den Verfall etwas zu stoppen.
Wir wandeln noch einige Minuten auf den Pfaden der Geschichte, bevor wir uns entschließen Delos zu verlassen. Es ist voll geworden auf Delos - Schiff um Schiff strömen die Touristen herein und bald geht es zu wie auf dem "Oktoberfest". "Hera" bringt uns rechtzeitig zum Mittagessen wieder zurück. In Mykonos genießen wir ein oder mehrere Gyros-Pita, die viel besser schmecken als zuhause; dazu ein "Amstel" - das "Mythos" ist eher ungenießbar. "Siesta" machen wir dann in einem Cafe am Wasser mit griechischem Frappé und geeistem Wassermelonensaft. Um 3 Uhr bringen wir Claudia zur Fähre - es heißt Abschied nehmen. Sie muß zurück nach Paros, wo ihre Freunde auf sie warten. Anschließend läßt Knut seinen Lenkdrachen fliegen - er kämpft gut 20 Minuten mit dem Meltemi, bevor er Schweiß überströmt aufgibt. Das war eine tolle Show vom Knut.
Am späten Nachmittag schlendern wir nochmals durch die Gassen dieser bezaubernden Stadt und gewinnen immer wieder neue Eindrücke. Besonders die Boutique sind heute das Ziel von Babs und dem "Admiral". Später beobachten diese Beiden noch eines der lebenden Wahrzeichen von Mykonos beim abendlichen Bad - einen Pelikan. Er hat es sich im Becken eines Brunnens bequem gemacht und duscht unter dem Wasserhahn, den wir für ihn aufgedreht haben. Dann weil es so gut war, gehen wir wieder zum Sonnenuntergang in die "Veranda"-Bar und zum Abendessen ins "Marco Polo". Zum "Absacker" diesmal in "Katharina´s"-Bar - zu acht auf einem windigen Balkon 10m über den Felsen. Und auch der Rest des Abends endet wie am Vortag - allerdings ohne Claudia, schade!!


Freitag 16.06.2000 6. Törntag
von Limin Mykonou / Nisos Mykonos
nach Ormos Katapola /
Nisos Amorgos
Tagesstrecke 54 sm
bisher 212 von 454 sm


Aufstehen, frühstücken, Backschaft machen, Schiff klar zum Auslaufen - Amorgos steht heute als Tagesziel. Wetter wie in den letzten Tagen - der Himmel wolkenlos, Wind aus Nord 30 bis 40 kn. Also nichts Neues, alles beim "Alten". Distanz von Mykonos nach Katapola/Amorgos nach Seekarte gut 50 Meilen. Originalton an Deck: "Das machen wir doch in 5 Stunden." Ein bißchen lächeln muss er schon dabei, der Knut!
Wir laufen aus, setzen beide Segel mit einem Reff und ab geht die Post - Backbordschlag Kurs Rinia, dann eine Halse und Kurs durch die Passage zwischen Mykonos und Delos auf Akra Stavros, die NE-Ecke von Naxos. Anfangs geht alles gut, der Wind bleibt uns treu. Doch plötzlich ist der Wind weg, wie ausgeschaltet - wenige Meilen südlich von Mykonos dümpeln wir in der Flaute. Also Genua weg, Groß dicht und Motor an. Nach zwei Stunden haben wir kalte Getränke und der Wind kommt auch wieder. Unter Vollzeug machen wir dann wenigstens 7 bis 8 kn. Für den Tagessieg reichen heute 10,2 kn. Mehr ist den ganzen Tag über nicht drin.
Wir laufen in die Bucht von Katapola ein und machen vor Buganker an der Stadtmole fest. Den Anker kriegen wir nicht so weit raus, wie wir ihn gerne hätten, da die Anker der Fähre im Weg sind. Na gut! Nicht ganz 7 Stunden haben wir für die Strecke von Mykonos nach Katapola gebraucht. Unsere Wassertank sind leer. Der Deckel auf den Mole unter dem sich der Hahn für den Wasserschlauch befindet ist abgeschlossen - na klar. Laut Deckelaufschrift gibt es Wasser von 18 bis 21 Uhr und eine Telefonnummer steht auch drauf. Gut, warten wir ein bißchen. Als aber um 18.30 Uhr noch niemand da ist, nimmt der "Admiral" das Handy und ruft beim "Wassermann" an. Keiner hebt ab. Er versucht es nochmal. Immer noch keine Antwort. Das geht so bis kurz vor sieben, dann meldet sich eine ältere verschlafene Stimme und verspricht sofort zu kommen. Die Minuten vergehen. Um halb acht ruft Simon erneut an, der "Admiral" ist schon "grumpy" und geht mit Babs zum Duschen ins Hotel.
Als er wiederkommt fließt das Wasser bereits und die Tanks füllen sich. Na also, man muss nur Geduld haben - man ist doch im Urlaub. Zum Abendessen besuchen wir die nahegelegene Taverne - der dicke Wirt mit dem Rauschebart zerrt uns gleich erst mal in seine Küche. Hier zeigen er und seine Frau uns die Köstlichkeiten zwischen denen es heute zu wählen gilt. Alles sieht sehr appetitlich aus und so schmeckt es später auch. Der Ouzo wird reichlich ausgeschenkt - er scheint den "Admiral" von vor 2 Jahren noch zu kennen und ist sehr, sehr "gastfreundlich". Das spüren wir noch beim "Absacker" in der Bar nebenan. Kaum sitzen wir, steht schon wieder Ouzo - der Barkeeper deutet hinter uns, und da sitzt er schon wieder der Grieche mit dem Rauschebart - und lacht und freut sich - Yammas! Anschließend noch ein kleiner, nächtlicher Bummel durch Katapola und dann kehren wir, leicht besäuselt, zurück auf´s Schiff.
Bevor wir in die Kojen verschwinden legen wir unsere "Skyros" noch um. Schwere Unwetter sind für die kommende Nacht und den folgenden Tag angesagt. Die Fähre hat auch schon eine lange Landleine nach Luv gespannt. Babs macht dem Fährkapitän klar, dass die Leine nochmal weg muss, da wir dahinter wollen. Zähneknirschend kommt ein Mitarbeiter von ihm in einem kleinen Ruderboot, löst die Landfeste und macht sie wieder fest als wir durch sind. "Skyros" liegt jetzt sicher längsseits an der Mole - der Wind kommt von vorn und wir können beruhigt schlafen gehen.


Samstag 17.06.2000 7. Törntag
von Ormos Katapola / Nisos Amorgos
nach Ormos Iou /
Nisos Ios
Tagesstrecke 42 sm
bisher 254 von 454 sm


Monastiri und Chora - ein bißchen Kultur soll doch sein! Um 10 Uhr sitzen wir im Bus, einem Benz von 1973, und schaukeln in einer langsamen, aber abenteuerlichen Fahrt zur Chora hoch. Manchmal geht es links steil bergab - gut dass es nicht regnet, die Reifen haben kaum noch Profil. Oben angekommen fahren wir gleich weiter zum Kloster. Irgendwo auf der Ostseite der Insel schmeißt der Busfahrer uns raus - mitten in einer Felswüste. Brutheiß, kaum Wind - wo geht´s lang? Einer läuft los und alle Touris laufen hinterher, so einfach ist das. Die "Straße" schlängelt sich an Berg entlang. Nach rechts hat man einen gigantischen Blick ins und auf´s Meer. Die Wasserfärbung reicht von einem tiefdunklen Blau bis zu einem grellen Hellgrün. Dann eine Pforte - von nun an wird der Weg beschwerlich - eine Treppe windet sich gut 300 m entlang der Felswand. Man darf nicht hochschauen - was da alles runterkommen könnte. Vor uns sehen wir das Kloster. Es ist wirklich an den Felsen gebaut. Keine 3 Meter breit, aber sehr, sehr hoch. Wer hinein will zu den Mönchen, muss eine lange Hose bzw. einen langen Rock anziehen - kann man sich im Vorraum ausleihen. Die meisten von uns genießen den Blick von ausserhalb und suchen sich ein schattiges und zugleich windiges Eck.
Nach einer halben Stunde wandern wir zurück und warten auf den Bus. Und der kommt tatsächlich und holt uns wieder ab. So und nun ein Bummel durch die Chora. Viele kleine Gassen, schmale Treppen, nette Tavernen und unheimlich interessante Keramikläden. Zum Saganaki, griechischen Bauersalat und Chicken Souvlaki setzen wir uns in ein kleines Restaurant. Dann zurück zum Bus. Die Busstation auf der Chora mutet an, wie eine griechische "Wells Fargo Station" - weiß getünchte Wände, eine Glühbirne hängt am Kabel von der Decke, wackelige Holzbänke, ein weißer Ventilator dreht sich, innen nur alte Männer in dunkler Kleidung und Frauen ganz in Schwarz. Wir bestellen Ouzo bei einer dieser alten Frauen - sie kommt mit einer unetikettierten Flasche und soviel Gläsern, wie sie Finger frei hat. Der Ouzo ist gut, verdammt gut - woran das wohl liegt? Wir bezahlen "pi mal Zeigefingerhöhe" was wir getrunken haben. Die Rückfahrt zum Hafen wird zum Alptraum, der Bus erreicht seine "Rumpfgeschwindigkeit" - bei der Fahrweise müßte er bei jeder "Abfahrt" ein Millimeter Profil verlieren und er hat doch keins mehr. Dann schon lieber 40 kn Meltemi, als so eine Busfahrt nochmal.
"Skyros" freut sich über unsere Rückkehr. Wir legen ab, gehen Anker auf, setzen Vollzeug und nehmen Kurs auf Ios. Unterwegs ist der Wind etwas launisch - mal mehr, mal weniger und viele Winddrehungen in Lee der vielen kleinen Inseln, die wir auf unserem Weg südlich passieren. Dann plötzlich, wir wollten gerade mal wieder ausreffen, baumelt die Baumstütze durch die Luft. Beim Öffnen des Baumniederholers hat es drei Nieten gesprengt. Wir reparieren das notdürfig und segeln weiter.
Als wir die NW-Ecke von Ios runden sehen wir mehrere Meilen vor uns drei Segelyachten, die das selbe Ziel haben wie wir. Wir haben Gegner - Regattafieber erwacht bei der Crew. Ob wir es schaffen als erste drin zu sein? Der Vorsprung der Anderen ist groß. Aber auch "Skyros" merkt was los ist - raumer Wind, wir beschließen abzukreuzen, da sind wir schneller. Langsam werden die anderen Schiffe größer, eines liegt deutlich vor den anderen beiden und wird gleich als erstes hinter den Felsen verschwinden hinter denen es in die Hafenbucht hineingeht. Die beiden Anderen bergen südlich der Bucht schulmäßig und langsam die Segel, um die letzte Meile zum Hafen zu motoren. Das ist unsere Chance - Genua noch ein bißchen weg, dann hoch an den Wind, ein Reff ins Groß und Groß dicht - "Skyros" jagt dahin, Scheuerleiste im Bach, 10 kn Speed auf der Kreuz. Wir wenden einmal, zweimal, dreimal, dann sind wir auf Höhe der beiden - we made it, Hurra!! Wir lassen den Beiden beim Anlegen den Vortritt - wir liegen lieber außen, dann kann man so festmachen, dass keine Fender quietschen. Das Manöver klappt wie immer, der Anker hält, die Achterleinen sind fest, der Motor aus - "Anlegeschluck".
Doch was ist das, der einzelne, der zu allererst reingefahren war, liegt nicht neben uns an der Mole sondern mit Getriebeschaden gegenüber auf Legerwall im Bojenfeld zwischen den kleinen Fischerboote. Da gehört er ja nun wirklich nicht hin. Wir bieten unsere Hilfe an - oder besser gesagt wir organisieren gleich die Rettung. "Skyros" stellt alle ihre Leinen zur Verfügung - 250 Meter. Ein Dinghi bringt den einen Tampen rüber, den Anderen belegen wir am Fährpoller. Simon organisiert ein paar nicht mehr ganz nüchterne Schweden und Schwedinnen von den Nachbarschiffen - teilt ihnen mit, dass der "Admiral" der ist, der anschafft und schon ziehen alle mit Leibeskräften und viel Hurra den Havaristen mit 4 kn über das Hafenbecken. Und hätten sie nicht aufgehört zu ziehen, dann wäre die Sun Odyssey 45.1 heute noch in "Alex´s Pirate Bar". Dort treffen wir uns dann, nach ein oder zwei Giros Pita, zum abendlichen Umtrunk und spinnen Seemannsgarn.


Sonntag 18.06.2000 8. Törntag
von Ormos Iou / Nisos Ios
nach Limin Vlichada /
Nisos Thira (Santorin)
Tagesstrecke 39 sm
bisher 293 von 454 sm


Durch einen Vulkan zu segeln - das ist für uns alle seit Jahren schon ein Traum gewesen. Heute werden wir es tun. Aber erst schicken wir Knut los einige Unterlegscheiben, Schrauben und Muttern und zwei Schlauchschellen zu besorgen - der Baumniederholer muss noch repariert werden. Er ist sehr schnell fündig und bringt was gebraucht wird. Nach 15 Minuten ist der Baumniederholer wieder voll funktionsfähig. Also, Leinen los, Anker auf und beide Segel gesetzt im ersten Reff. Der Himmel ist wieder wolkenlos und der Meltemi pfeift, wie gehabt. Keiner kann sich erinnern, wann es seid unserem Auslaufen in Marina Kalamki mal nicht mit 30 - 40 kn geblasen hat - aber wir haben uns daran gewöhnt.
Als wir aus der Bucht raussegeln erwartet uns Seegang mit 1 m Welle. Die Jagd nach dem heutigen Speed-Rekord geht los. Wir kreuzen ab nach Santorin, welches in der Ferne schon gut zu sehen ist. "Skyros" macht zwischen 10 und 12 kn - Simon erreicht 12,4 - Tagessieg, wie sich später herausstellen sollte. Nach einigen Halsen können wir genau den Felsen anliegen auf dem Ia steht, dies ist die Osthuk der nördlichen Einfahrt. Das schaut schon toll aus, diese vielen kleinen Häuser hoch droben in schwindelnder Höhe. Kurz vor der Nordeinfahrt halsen wir noch zweimal und laufen dann zu Füßen von Ia genau mit Kurs auf die Hauptstadt Fira.
Von Süden sieht Ia besonders reizvoll aus - es erstreckt sich über den ganzen Bergrücken. Ein Meer von kleinen weißen Häusern, dazwischen viele kleine Kirchen mit den typisch blauen Kuppeldächern. Hier werden wohl die vielen, typischen Photos von Santorin gemacht. Der Wind nimmt zu - Fall- und Kapwinde - wir drehen noch etwas Genua weg und rauschen weiter hinein in den Vulkan. Es ist imposant auf Backbord der Kraterrand, voraus Fira und auf Steuerbord eine bizarre Insel aus erkalteter Lava. Der Anleger, von dem aus man auf Eseln nach Fira hochreiten kann liegt genau vor uns. Kurz davor halsen wir und laufen Kurs Südwest auf Akra Akrotiri zu.
Wir wollen in die neue Marina und die soll laut Küstenwache von Amorgos und Ios an der Südküste von Santorin liegen kurz hinter Akra Akrotiri. Das Kap ist schnell gerundet und wir rauschen bei Glattwasser und ablandigem Wind die Küste entlang. Schnell stellen wir fest, dass man so keine Marina finden kann. Wir müssen näher an die Küste. Segel bergen, Motor an und so setzen wir die Suche dicht unter Land fort. Jede Bucht fahren wir aus, das Wasser ist tückisch, mal sehr tief und dann wieder gefährlich flach. Wir wissen nicht was von der "Marina" schon steht, wie das aussieht, was wir überhaupt suchen müssen und die Küstenwache wußte das wohl selbst auch nicht mit der genauen Lage. Kurz bevor wir umdrehen wollen erblicken wir mehrere silber glänzende, senkrechte Linien - das muss sie sein.
Also nichts wie hin. Wir treffen eine lange nach Osten gerichtete Mole an. Dahinter liegt ein Kanal von dem aus es in eine großes rundes Hafenbecken geht. Die Plätze sind hier schon aufgeteilt - auf der Luvseite des Beckens, wo das Liegen angenehm ist, haben sich die Fischer breit gemacht - auf der Leeseite des Beckens, wo der Wind voll draufsteht, ist Platz für Gastyachten. Für uns kommt das Hafenrund eh nicht in Frage, da wir zuviel Tiefgang haben. Wir finden einen Platz im Kanal längsseits an einer Betonmole - ganz o.k., wenn man den leichten Schwell, der die Fender zum Quietschen bringt, außer acht lässt. "Skyros" ist mit sechs Leinen fest - sie kann sich bewegen und das ist wichtig, damit es in den Leinen nicht so ruckt.
Nach dem gemeinsamen "Anleger" entscheidet sich die Crew für eine Siesta und der "Admiral" macht sich auf den Weg die Gegend zu erkunden und ein paar nützliche Fotos von dieser Anlage zu schiessen. Auf den Felsen oberhalb der Marina tritt er Dimitris. Der hat hier ein Restaurant und seine Frau Stella betreibt ein keines Hotel. Ein Hotelzimmer wird gemietet zum Duschen - für alle versteht sich - und Dimitris reserviert uns für heute abend einen Tisch und verspricht uns einen tollen Blick auf´s Meer und den Sonnenuntergang. Unser Crewleben spielt sich ab sofort hier auf der Terrasse oberhalb des Hafens unter den strohgedeckten Schirmen ab. Dimitris serviert eisgekühlte Getränke, wir geniessen den grandiosen Blick auf´s Meer, abwechselnd geht einer von uns zum Duschen, wir haben "Skyros" im Blick und ansonsten ist "das Leben eh schon schwer genug". Dimitris hat nicht zuviel versprochen - Abendessen und Sonnenuntergang waren ein Gedicht.


Montag 19.06.2000 9. Törntag
Landausflug nach Fira und Ia
Tagesstrecke 0 sm
bisher 293 von 454 sm


"Skyros" hat heute frei - die Crew macht einen Tagesausflug nach Fira und Ia. Bei Dimitris steigen wir in den "Linienbus", der uns nach Fira bringen soll. Schnell merken wir, dass das etwas dauern wird - der Bus nimmt die "unbekannte Abkürzung" durch alle Siedlungen und Feriengebiete der südlichen Inselhälfte. Na gut, dann machen wir gleich noch eine Inselrundfahrt. Fira, wie erwartet, ist vom Tourismus überschwemmt. Laute Gassen, viele echte Souvenirläden und noch eins ist typisch, Goldschmuck kann man hier kaufen - na, ob das alles echt ist und der Preis so seine Richtigkeit hat, wir sind uns da nicht so sicher. Nach einem ausgiebigen Bummel durch die Gassen treffen wir uns in einem netten Kafeneion, nehmen einen kleinen Imbiss zu uns und trinken Pina Colada. Es ist einfach gigantisch hier oben - ein grandioser Blick aus schwindelerregender Höhe. Unter uns viele kleine Terrassen, die scheinbar an den steilen Berghang geklebt sind. Überall Blau und Weiß. Wir sitzen im Schatten eines Schirms und der Wind kühlt. Keine Touris mehr im Blickfeld - die kämpfen sich kaufend durch die Gassen.
Gegen 16 Uhr fährt uns der Bus nach Ia. Wir sind gespannt, denn die Bilder von Santorin mit den blauen Kirchenkuppel haben wir in Fira nicht machen können. Andi hat noch was ganz anderes vor: "Da vorn auf der Ecke da gibt es diesen tollen Sonnenuntergang. Da müssen wir hin." Also beschlossen, das wird gemacht. In Ia angekommen sondieren wir zuerst die Lage: ein Restaurant mit Blick nach Westen gibt es, wir nehmen dort einen kleinen Imbiss, und die blauen Kuppeldächer finden wir auch. Da es für den Sonnenuntergang noch zu früh ist zahlen wir und gehen, was sich später noch als fast verhängnisvoller Fehler erweisen sollte.
Nun geht es auf Fotojagd - wer findet den Platz, von dem aus man die meisten blauen Kuppeldächer auf ein Bild bekommt. Letztlich stehen wir alle an derselben Stelle - 7 Dächer ist der Rekord. So und nun noch ein bißchen was für den Bordbedarf einkaufen, zum Frühstück und für unterwegs und dann ab ins "Sonnenuntergangs-Restaurant". Doch welch Schreck, unser Restaurant ist voll, bis auf 2 reservierte Tische. Die nahegelegene Festung ist auch schon von Menschen gesäumt. Wir kehren um und suchen ein anderes Restaurant mit Meerblick - aber Pustekuchen das ist Fehlanzeige. Andi wird schon nervös, die Zeit drängt. Er will sich einen Platz auf der Festung suchen, um ja nichts zu verpassen und geht noch schnell in einen kleinen Supermarkt, um sich eine Dose Cola zu kaufen. So weit so gut!
Der "Admiral" hat es sich aber in den Kpf gesetzt den Sonnenuntergang im Restaurant zu erleben und so geht er zum Wirt und fragt, ob wir die zwei Tische haben können. Der Wirt sagt, dass die Tische zwar reserveirt seien, er sie uns aber geben würde, wenn die Gäste nicht in zehn Minuten da seien. Ein Hoffnungschimmer. Wir machen uns sehr breit, in dem eh schon engen Restaurant. Und nach 3 Minuten gibt der Wirt auf - wir haben die zwei Tische erobert und besetzen sie nun, übrigens die besten Plätze im ganzen Lokal, kein Tisch mehr vor uns, nur noch ein Kaktus und dann das Meer.
Glück gehabt - auch Andi ist glücklich und bereitet liebevoll seine 23 Jahre alte Minolta auf das bevorstehende Ereignis vor. Wir lassen es uns gutgehen - leckeres Essen, kühle Getränke und ein berauschender Blick als die Sonne sich langsam und stetig dem Horizont näher, dann ins Meer taucht und verschwindet. Ein Traum an Licht und Farben. Wir bleiben noch etwas sitzen während sich das Restaurant zusehends leert. Das ist es wert gewesen - der Sonnenuntergang von Ia ist ein Muss. Der letzte Bus bringt uns zurück nach Fira, von dort zurück nach Vlichada nehmen wir Taxis - Busse fahren um diese Zeit nicht mehr. Als wir alle an Bord sind, ist eins klar, das war ein rundherum gelungener Tag - ganz toll, mit diesem Ende.
Doch speziell auf Andi wartete noch eine traurige Überraschung. Beim Öffnen seines Rücksacks macht er eine grausige Entdeckung. Irgendetwas im Rücksack muss die Cola-Dose geöffnet haben und der ganze klebrige Saft hat sich in und auf der Kamera verteilt - sie ist regelrecht darin geschwommen. Noch Stunden später, im Schlafanzug, putzen, trocknen und schrauben wir daran herum. Aber sie geht nicht. Vielleicht braucht sei eine neue Batterie. Also dann bis morgen.


Dienstag 20.06.2000 10. Törntag
von Limin Vlichada / Nisos Thira (Santorin)
nach Ormos Scala /
Nisos Astypalaia
Tagesstrecke 56 sm
bisher 349 von 454 sm


Wie immer haben alle gut geschlafen. Nach dem Frühstück werfen wir die Leinen los und verlassen diese "neue Marina". Es gibt hier noch viel zu tun, aber das hier ist besser, als das, was wir in Mykonos vorfanden. Das Flach SE-lich der Hafenausfahrt runden wir großräumig und nehmen Kurs auf Astypalaia. Anafi wollen wir dabei südlich passieren. An der SE-Ecke von Santorin setzen wir Segel.
Doch dann gibt der "Admiral" das Kommando: "Groß wieder runter, ganz schnell!" Bei unserem duchgelatteten Groß hat sich bei der dritten Latte von oben die Lattentasche in den vorderen 3 Metern gelöst - man kann durchgucken zwischen Lattentasche und Segel. Zum Glück ist das Segel nicht beschädigt, sondern nur die Nähte sind aufgegangen. Wir packen das Groß wieder ein, setzen die volle Genua und rauschen auf Amwindkurs nach Anafi. Besonders traurig sind wir nicht - segelt doch "Skyros" allein mit der Genua mit 9 - 10 Knoten durchs dunkelblaue Wasser der Ägäis. Mit Groß, da sind wir uns alle einige, wären wir kaum schneller. Doch woher kommt der Schaden? Beim Setzen und Bergen des Großsegels lassen wir es eh kaum killen, nur kurz, um zwischen den Lazy-Jacks durchzukommen. Also muss es sich um ein Materialproblem handeln. Der Segelmacher hat wohl schlechte Arbeit geleistet oder einen morschen Faden genommen. Das Schiff und damit auch die Segel sind nagelneu - da darf das nicht passieren, zumal das Segel selbst, keinerlei Schaden hat. Wir werden uns das in Astypalaia näher ansehen. Bei dem Wind geht das nicht. Dann werden wir auch beim Stützpunktleiter anrufen. Nun wird erst mal gesegelt und das sehr flott.
Auf der Südseite von Anafi lässt der Wind erst etwas nach. Dann an der hohen SE-Ecke das Chaos. Fall- und Kapwinde, fliegendes Wasser und kleine Wasserhosen, in Spitzen 50 kn Wind. Wir laufen nach SE ab, um diesem Bereich zu entgehen. Anschließend Kurs hoch am Wind auf die S-Spitze von Astypalaia. Kurz vor der Insel überholen wir eine etwa gleichgroße Yacht, die eineinhalb Stunden vor uns aus Vlichada ausgelaufen war. Kein Wunder, ab Anafi haben wir einen Schnitt von 8,7 kn gefahren.
Ormos Scala ist unser Zielpunkt. Die Ortschaft ist von See sehr nett anzuschauen und erinnert ein bißchen an Hydra. Wir kreuzen auf und segeln bis in die Bucht. Die hübschen Häuschen sind verteilt im ganzen Hafenrund. Hier liegen schon einige Yachten vor Anker, eine liegt an der Mole langsseits und eine ist dabei längsseits anzulegen. "Wenn sie jetzt auch noch längsseits gehen, dann blockieren sie sechs Liegeplätze. Hier legt man rückwärts vor Buganker an, wie überall in der Ägäis!", preit der "Admiral" die Yacht an. Die dreht daraufhin schnell ab und lässt uns den Vortritt und das war so geplant. Beide Anker raus - vermuren - Rückwärtsgang rein und Achterleinen fest. Das alles bei 30 kn Wind schräg von vorn. Dank an die Crew. Der, den wir gescheucht haben, probiert nun auch so anzulegen und probiert und probiert und gibt nach einer Stunde und fünf Ankerversuchen auf. Später liegt er dann doch längsseits. Nennt der das Urlaub, wenn er so einen Streß hat?
Wir sind am Ende des Tages von 14 Yachten die einzige, die ordnungsgemäß liegt. Ein Grund zum feiern. Abendessen und "Absacker" in einer der Tavernen am Hafen. Anschließend genießen wir die Nacht - kein Fender quietscht.


Mittwoch 21.06.2000 11. Törntag
von Ormos Scala / Nisos Astypalaia
nach Limin Palon /
Nisos Nisyros
Tagesstrecke 42 sm
bisher 391 von 454 sm


Nach dem Frühstück besichtigen wir unsere Segellatte. Kein Wunder, die Unterfadenspannung war wohl schlecht eingestellt. In Kürze wird sich die ganze Lattentasche lösen. Wir telefonieren mit Efthemis Bibis, dem Chef der Charterfirma, schildern den Schaden und fragen was zu tun ist. Er bittet uns eine Zeichnung zu machen und sie ihm von der örtlichen Poststation zu faxen. Also zeichnen wir und schicken. Nachdem es in Astypalaia keinen Segelmacher gibt und wir das auch nicht mit Bordmitteln nähen können, beschließen wir auszulaufen und wie gestern nur mit der Genua zu segeln.
Wir nehmen kurs auf die Insel Nisiros - der "Admiral" meint, dass da mal ein Segelmacher war. Der Himmel ist schon wieder wolkenlos und es weht unser ständiger Begleiter mit 30 - 35 kn. "Skyros" gefällt das und so erreicht Paul, als Held des Tages, den High-Speed mit 10,8 kn. Dann kommt der Anruf der Charterfirma: "Das muss genäht werden, ..." - als wenn wir das nicht auch wissen - "... laufen sie nach Kos!" - Antwort vom "Admiral": "Das geht nicht, dann kommen wir nicht rechtzeitig nach Rhodos". "Dann kann ich Ihnen nicht helfen. Dann müssen wir in Rhodos nähen." Fazit: In Griechenland geht besser nichts kaputt. Richtig Hilfe bekommst du nur in Athen oder Rhodos.
Die letzten Meilen vor Nisiros schläft der Wind ein. Also Genua bergen, Motor an und Autopilot einschalten - ja, jetzt will keiner mehr steuern, das ist doch langweilig bei der Flaute (14 bis 18 kn Wind). Die Crew liegt in Badehose und Bikini an Deck. Der Eine oder Andere ist froh jetzt mal in der Sonne liegen zu können. Es ist wunderbar warm, schon fast heiß. Wir laufen Palon an und bekommen gerade noch den Platz in der Hafeneinfahrt. Der Anker hält schlecht. Wir machen drei Manöver aber sicher sind wir immer noch nicht. Also Heckanker als Reitgewicht auf die Hauptkette. Dinghi aufblasen, Andi und Anker rein. Paul, Babs und der "Admiral" tummeln sich schon mit Flossen, Brille und Schnorchel im Hafenbecken über unserer Kette. Ein Handzeichen und Andi läßt den zweiten Anker plumpsen - er liegt goldrichtig. Die drei Taucher müssen jetzt noch den Anker mittels eines großen Schäkels mit der Kette verbinden. Das hat geklappt. Danach duschen und Landgang.
Palon ist eine nettes kleines, verträumtes Städtchen - weit ab vom Tourismus. Hier hat sich das griechische Inselleben noch seinen natürlichen Charakter bewahrt. Erst nach Sonnenuntergang kommen die Einheimischen wieder aus ihren Häusern. In Schwarz gekleidete Frauen sitzen vor den Häusern und ratschen. Hüten Ihre Geschäfte und kümmern sich um die Kinder. Die Männer, mit vom Wind und Wetter gezeichneten Gesichtern, sitzen in der Bar, spielen mit ihrem Kummuloj und machen Dorfpolitik. Wir werden kaum beachtet. Der Ort hat zwei "Supermärkte", drei Tavernen und keinen Segelmacher. Also weiter mit der Genua seglen. Und nun auf zum Abendschmaus und "Absacker". Der Wirt bedient selber, während seine Frau kocht. Es schmeckt ausgesprochen köstlich. Die anschließende Nacht bleibt ruhig - Gott sei Dank!


Donnerstag 22.06.2000 12. Törntag
von Limin Palon / Nisos Nisyros
nach Limin Symis /
Nisos Symi
Tagesstrecke 38 sm
bisher 429 von 454 sm


Heute wachen wir früh auf. Irgendwas ist anders als an den Tagen zuvor. Der Anker - nein, der hat gehalten. Der Himmel - nein, der ist immer noch wolkenlos. Aber halt, wo ist der Wind? Wo ist der Meltemi? Weg! Nun gut, dann wird heute Sonne getankt.
Wir holen den Anker ein - einfach so. Hinten sind wir noch an der Mole fest und vorn rollt die Ankerwinsch ohne große Probleme die Kette ein. Also gehalten, hat da eigentlich nichts. Wir verlassen Palon, machen einen kleinen Südschwenk, um nicht zu direkt durch die türkischen Gewässer zu fahren und nehmen Kurs auf Symi. Die Ägäis ist spiegelglatt, der Autopilot macht seinen Job recht ordentlich, einige von uns liegen in der Sonne und schlafen, es ist heiß - "Tauwetter" für Dicke -, der Rest "spechtet" mit dem Fernglas zur Türkei rüber. Man kann deutlich auf der Datca-Halbinsel das antike Knidos, den Ort Palamut und später auch Datca ausmachen.
Wir beschließen noch einen Badestop einzulegen. Dazu wollen wir die Passage "Steno Nimou" nehmen und so zwischen Symi und der nördlich gelegenen Insel Nimos durchfahren. Dann hart steuerbord drehen, um in der Bucht Ormos Emboriou zu ankern. Die Wassertiefe in der Passage ist ausreichend. Das Wasser wird als besonders klar beschrieben. Daher sollte man bei der Durchfahrt lieber nach vorn schauen und die schöne Landschaft bewundern und nicht nach unten sehen. Denn weil das Wasser so klar ist, scheint es wesentlich flacher zu sein als es tatsächlich ist und man bekommt eine panische Angst man könne auflaufen. Und es ist wirklich so: man kann auf dem Grund jeden Seegrashalm deutlich erkennen. Die Wasserfarbe ähnelt der in der Karibik - von einem intensiven Grellgrün in der Passage bis hin zu einem Tiefdunkelblau davor und danach.
Als wir um die Ecke biegen bietet sich uns ein grandioser Blick - auf Backbord die türkische Küste, recht voraus blinzeln die ersten Häuschen von Symi aus der Bucht und auf Steuerbord eine tiefe Bucht mit Häuschen wie aus einer Spielzeugwelt. Besonders auffällig eine kleine Taverne mit bunten Schirmen und einer Terrasse direkt am Meer und eine kleine weiße Kirche mit einem dunkelroten Kuppeldach mit Halbmond obendrauf - der türkische Einfluß ist hier schon deutlich sichtbar. Ormos Emboriou ist eine tief nach Südwest einschneidende Bucht, die bis weit hinein sehr große Wassertiefen aufweist, wie eigentlich die meisten Buchten der griechischen Inseln. Am Ende weist die Seekarte ein etwas größeren Bereich aus, der etwas flacher sein soll - so um die 10 m Wassertiefe. Der ist als Ankerplatz wie geschaffen. Wir laufen mit kleiner Fahrt auf den Strand am Ende der Bucht zu - doch Pustekuchen - is nich. Das Echolot zeigt 40 m Wassertiefe und wir sind nur noch 50 m vom Strand entfernt - ein bißchen nach Steuerbord, dort sieht es flacher aus. Und dann wird nicht lang gefackelt. Auf 30 m Tiefe laß fallen Anker, raus was wir an Kette haben und gut ist es - wir wollen ja nur baden und nicht übernachten. Das Wasser ist herrlich tiefblau und echt erfrischend. Ann, Paul, Babs und der "Admiral" schnorcheln zum Strand. Weiter kommen wir allerdings barfuß auch nicht, da der Strand aus Kieselsteinen besteht und die tun weh beim Laufen. Also wieder zurück. Der Rest der Crew tollt im Wasser mit dem Beiboot rum. Kaum einer bleibt länger als 10 Sekunden drin, dann fliegt er schon wieder raus. Es gibt einen kleinen Imbiss und eine halbe Stunde Siesta. Dann gehen wir ankerauf und steuern Symi an.
Wir sind schon gespannt auf dieses idyllische Fleckchen Erde. Doch unsere Erwartungen werden noch übertroffen, als wir in diese Stadtbucht einlaufen. Im ganzen Rund der Bucht erstrecken sich die Häuser und Gassen von der Wasserfront bis hinauf auf die Hügel. Oben thronen viele kleine Kirchen, von denen man einen ausgezeichneten Blick über das Meer bis rüber zur Türkei hat. Wild gestikulierend deutet ein Grieche auf das Ende der Hafenbucht - wir halten ihn für den Hafenmeister und folgen. Der Anker fällt auf 10 m und wir machen mit unseren Achterleinen genau vor einer der vielen Tavernen fest. Doch auf der Mole stehen hier so komische Schilder von Ausflugsbooten; ob das hier richtig ist, ob wir hier liegen bleiben dürfen??? Ein Anlegeschluck muss erst mal sein: Campari Orange! Dann kommt der Grieche und schimpft, was wir hier wollten und das hätte er nicht gesagt, dass wir hier anlegen sollten. Das ginge so nicht! Der "Admiral" nimmt ihn erst mal in den Arm und entschuldigt sich 1000 mal. Er bekommt einen Schluck vom "Anleger" und schon geht alles wie von selbst. Der Hafenmeister zeigt uns präzise, wo er uns haben möchte. Wir gehen Anker auf und steuern unseren Bestimmungsort zielstrebig an. Doch halt, eine österreichische Chartercrew, mit vielen goldbehängten Damen, hat auch schon dort geankert. Nur deren Anker liegt in Lee des angestrebten Liegeplatzes und wir haben keine Lust mit unserem Anker zwei Schiffe zu halten. Also gebietet der "Admiral" ein freundliches "Weg da! Wir legen uns dazwischen.", und schon sind wir drin. Leider aber hält unser Anker nicht, also nochmals raus und wieder rein. Diesmal hält der Anker, aber es fehlen hinten 3 Meter, wir kommen nicht an Land. Nochmal raus, und dann nochmal rein, und dann sitzt alles: Anker fest, Achterleinen fest, Gangway ist draußen, Schiff aufklariert und der 2. Anlegeschluck, den wir uns wirklich auch verdient haben, in den Gläsern. Beim letzten Anlegen haben wir dann noch ein kleines Problem mit dem "Assi" vom Hafenmeister: er will unbedingt unsere Achterleinen haben. Doch die geben wir nun grundsätzlich nicht aus der Hand und machen sie selber fest. Er bekommt statt dessen sein "Bakschisch" und zieht davon. Zu unserer Verwunderung sind unsere österreichischen Nachbarn noch nicht fertig und machen immer noch rum!
Eine kurze Decksdusche und dann ab in die "City". Dieser nette Ort muss erkundet werden. Nach zwei Stunden Bummel sind wir uns alle einig - hier müssen wir bald nochmals vor Anker gehen. Symi ist der törnmäßige Höhepunkt der Reise. Als wir am späten Nachmittag zurückgehen zum Schiff, laufen zwei wirklich riesige Motoryachten ein. Polizei und Militär sind an Land präsent und die Küstenwache fährt Geleitschutz. Wir fragen nach, wer das sei und werden permanent zurückgewiesen, bis Ann eine Ladenbesitzerin "verhört": der König von Jordanien mit Familie. Also Augen offen halten. Sie laufen uns während der nächsten Stunden mehrfach über den Weg - Shorts, Polohemd, Badeschlappen und Strohhut - ein Bodyguard als Schatten. Zum Abendessen kehren wir in eine der Tavernen am Hafen ein, während der "arme" König mit seiner Frau im Goldladen verschwindet.
Als Lokal für den "Absacker" landen wir den Volltreffer: Eine kleine Bar im Herzen der Altstadt, Stühle und Tische unter freiem Himmel, fetzige Musik, coole Drinks und eine ganz, ganz nette Bedienung. Gegen 23 Uhr, wir wollen schon fast gehen, wird das Ganze noch getoppt: Der benachbarte Supermarkt rollt die Markisen ein und schließt die Läden. Die Bar füllt sich in Minuten mit allem was Symi an jungen Kerlen und griechischen Schönheiten zu bieten hat. Gisela und die männlichen Crewmitglieder der "Skyros" beschließen noch zu bleiben. Die beiden Pärchen und Simon gehen zurück zum Schiff. Die Anderen kommen in der Nacht um 3 Uhr. Wenigstens behauptet Simon, dass er um diese Zeit was gehört habe.


Freitag 23.06.2000 13. Törntag
von Limin Symis / Nisos Symi
nach Marina Mandraki /
Nisos Rhodos
Tagesstrecke 25 sm
Gesamtstrecke 454 sm


Unser letzter Tag mit "Skyros". Ann, Paul, Simon, Babs und der "Admiral" treffen sich in einer nahen Taverne zum ersten Frühstück - Gisela, Andi und Knut schlafen noch, wen wunderts. Aber auch die drei stehen bald auf und so gibt es ein letztes ausgiebiges Frühstück an Bord. Danach geht Andi in den Supermarkt, um noch einige Getränke für den Segeltag einzukaufen. Er kommt zurück und berichtet der König sei auch beim Einkaufen gewesen und habe an der Kasse genau vor ihm gestanden. Wir sind beeindruckt und zollen ihm Respekt.
Dann machen wir die Leinen los und gehen Anker auf. Traurig blicken wir zurück - wir wären gern länger geblieben, aber es gibt ein nächstes Mal. An der neuen Tankstelle, ein wackliger Steg an dem wir festmachen müssen, bunkern wir noch den Tank voll und dann geht es nach Rhodos. Der Wind weht nicht mehr so richtig und so motoren wir - Autopilot, sonnenbaden, usw. Wir sind traurig, dass es schon zuende geht. Selbst als der Wind auf 20 Knoten auffrischt und noch dazu aus der richtigen Richtung kommt, mag keiner mehr so richtig segeln - "... das ist doch Flaute", meint Knut und nuckelt an seinem "Mythos". Das einzig Erwähnenswerte auf dem Weg nach Rhodos ist eine Mega-Segelyacht, die am Horizont auftaucht und unseren Kurs kreuzt. Gerade als wir fototechnisch schussbereits sind, rollen die da drüben die Genua weg - so ein Mist. Babs bemerkt lakonisch: "Die werden jetzt wenden!" Wir schauen sie entgeistert an. Doch tatsächlich, die Segelyacht dreht in den Wind, dreht durch den Wind und dann rollt sich die Genua wieder aus. Unser Jagdinstinkt ist wieder da. Knut löst den Autopilot ab und geht auf Kollisionskurs. Der Gegner kommt näher, wird fotografiert und dann dreht Knut ab und wir gehen wieder auf Kurs Rhodos. Es war ein Brite, wie konnte es anders sein!
Und dann ist es zuende. Wir runden die Nordspitze von Rhodos und steuern die Marina Mandraki an. Schon von Weitem empfängt uns die Stadt mit pulsierendem Leben und jeder Menge Lärm. Wir gehen zu Füßen der drei Windmühlen ein letztes Mal vor Buganker. Dann Klamotten zusammenräumen, noch was für morgen draußen lassen und chic machen für einen Altstadtbummel. Der Stützpunktleiter macht noch schnell den Check-Out; das Großsegel wird abgeschlagen und zum Nähen gebracht.
Wir machen einen Bummel, essen schnell im "Freßpavillion" am Hafen ein paar Giros und trinken ein Bier. Nun sind wir erst mal gesättigt und machen uns auf den Weg die Altstadt von Rhodos zu erkunden. Die ist wirklich sehr schön mit den vielen antiken Bauten aus der türkisch-griechischen Zeit. Der Einfluß des anderen Kontinents ist sehr deutlich zu spüren. Als die Füße schwer werden entscheiden wir uns für eine Bar an der "Plaka" und nehmen im ersten Stock auf der Terrasse Platz. Hier haben wir einen hervorragenden Blick auf den unter uns liegenden Platz und die vielen verschiedenen Restaurants in diesem Rund. Besonders amüsieren wir uns über das Werben der Restaurantbesitzer um die Gunst ihrer Kunden. Auffällig eifrig ist der Kellner auf dem Balkon neben uns. Er nimmt visuell mit vielen Gesten Kontakt mit Personen auf, die auf der Plaka spazieren gehen, deutet dann zielstrebig auf die freien Plätze neben ihm auf der Terrasse und dann auf den unter ihm liegenden Eingang. Und so machen es alle um uns herum.
Am späten Abend auf unserem Rückweg zu "Skyros" erscheint Rhodos in einem viel sympathischeren Licht. Aber Abends sieht es überall freundlicher aus - da sieht man den Dreck nicht so. Zurück an Bord vernichten wir noch die letzten Getränke bevor wir in die Kojen kriechen.
Am nächsten Morgen räumen wir das Schiff, damit der Reinigungstrupp für die Endreinigung an Bord kann. Dem Stützpunktleiter machen wir klar, dass der Schaden am Großsegel nicht unser Verschulden sein kann, da wir keinen Bedienungsfehler begangen haben, sondern dies vielmehr Sache von Beneteau bzw. vom Segelmacher ist - das Schiff war neu und da darf so etwas nicht bei der zweiten Charter passieren. Er sieht das ein, gibt uns die Kaution zurück und besorgt uns zwei Taxis.
Da unser Rückflug mit LTU erst am Sonntagabend ist, haben wir noch eineinhalb Tage auf Rhodos. Simon, Gisela, Andi und Knut beziehen Quartier in einem Hotel in Rhodos-Stadt; Barbara und der "Admiral" haben eine Einladung von Ann und Paul, die ein Hotel etwas ausserhalb gebucht haben. Wir können alle etwas ausspannen und treffen uns am Sonntagabend rechtzeitig am Flughafen zum Rückflug nach München.


Als Fazit sei gesagt, dass wir, Gisela, Ann, Babs, Knut, Simon, Paul, Andi und der "Admiral" wunderschöne 14 Tage miteinander an Bord einer wirklich tollen Segelyacht in einem herrlichen Segelrevier verbracht haben. Wir hatten allzeit super Stimmung, ein harmonisches Bordleben und gute Laune und können jederzeit in derselben Zusammensetzung wieder miteinander fahren. Es war nicht nötig irgendwelche Wach- oder Arbeitspläne aufzustellen, da jeder alles gemacht hat und nicht vor anfallenden Arbeiten geflohen ist. Wir haben alle bei den Segelmanövern mitgemacht und alle gesteuert. Und dass der Eine oder Andere keinen Speed-Rekord gefahren ist, lag lediglich daran, dass er im falschen Moment am Ruder stand. Seekrank ist eigentlich nur Ann geworden, aber das wußte sie schon vorher. Und gespuckt hat sie auch nur an zwei Tagen. Wir sind stolz auf das was wir geleistet haben: An elf von vierzehn Tagen hatten wir Meltemi mit Windstärken zwischen 30 und 50 Knoten. Jeden Tag haben wir gesegelt - wo hingegen an drei von diesen Tagen nicht einmal die Fähren gefahren sind.

Mast- und Schotbruch
Wassersportschule Steinlechner GmbH, Hagenheim