Heute wachen wir früh auf. Irgendwas ist anders als
an den Tagen zuvor. Der Anker - nein, der hat
gehalten. Der Himmel - nein, der ist immer noch
wolkenlos. Aber halt, wo ist der Wind? Wo ist der
Meltemi? Weg! Nun gut, dann wird heute Sonne getankt.
Wir holen den Anker ein - einfach so. Hinten sind wir
noch an der Mole fest und vorn rollt die Ankerwinsch
ohne große Probleme die Kette ein. Also gehalten,
hat da eigentlich nichts. Wir verlassen Palon, machen
einen kleinen Südschwenk, um nicht zu direkt durch
die türkischen Gewässer zu fahren und nehmen Kurs
auf Symi. Die Ägäis ist spiegelglatt, der Autopilot
macht seinen Job recht ordentlich, einige von uns
liegen in der Sonne und schlafen, es ist heiß -
"Tauwetter" für Dicke -, der Rest "spechtet"
mit dem Fernglas zur Türkei rüber. Man kann
deutlich auf der Datca-Halbinsel das antike Knidos,
den Ort Palamut und später auch Datca ausmachen.
Wir beschließen noch einen Badestop einzulegen. Dazu
wollen wir die Passage "Steno Nimou" nehmen
und so zwischen Symi und der nördlich gelegenen
Insel Nimos durchfahren. Dann hart steuerbord drehen,
um in der Bucht Ormos Emboriou zu ankern. Die
Wassertiefe in der Passage ist ausreichend. Das
Wasser wird als besonders klar beschrieben. Daher
sollte man bei der Durchfahrt lieber nach vorn
schauen und die schöne Landschaft bewundern und
nicht nach unten sehen. Denn weil das Wasser so klar
ist, scheint es wesentlich flacher zu sein als es
tatsächlich ist und man bekommt eine panische Angst
man könne auflaufen. Und es ist wirklich so: man
kann auf dem Grund jeden Seegrashalm deutlich
erkennen. Die Wasserfarbe ähnelt der in der Karibik
- von einem intensiven Grellgrün in der Passage bis
hin zu einem Tiefdunkelblau davor und danach.
Als wir um die Ecke biegen bietet sich uns ein
grandioser Blick - auf Backbord die türkische Küste,
recht voraus blinzeln die ersten Häuschen von Symi
aus der Bucht und auf Steuerbord eine tiefe Bucht mit
Häuschen wie aus einer Spielzeugwelt. Besonders auffällig
eine kleine Taverne mit bunten Schirmen und einer
Terrasse direkt am Meer und eine kleine weiße Kirche
mit einem dunkelroten Kuppeldach mit Halbmond
obendrauf - der türkische Einfluß ist hier schon
deutlich sichtbar. Ormos Emboriou ist eine tief nach
Südwest einschneidende Bucht, die bis weit hinein
sehr große Wassertiefen aufweist, wie eigentlich die
meisten Buchten der griechischen Inseln. Am Ende
weist die Seekarte ein etwas größeren Bereich aus,
der etwas flacher sein soll - so um die 10 m
Wassertiefe. Der ist als Ankerplatz wie geschaffen.
Wir laufen mit kleiner Fahrt auf den Strand am Ende
der Bucht zu - doch Pustekuchen - is nich. Das
Echolot zeigt 40 m Wassertiefe und wir sind nur noch
50 m vom Strand entfernt - ein bißchen nach
Steuerbord, dort sieht es flacher aus. Und dann wird
nicht lang gefackelt. Auf 30 m Tiefe laß fallen
Anker, raus was wir an Kette haben und gut ist es -
wir wollen ja nur baden und nicht übernachten. Das
Wasser ist herrlich tiefblau und echt erfrischend.
Ann, Paul, Babs und der "Admiral"
schnorcheln zum Strand. Weiter kommen wir allerdings
barfuß auch nicht, da der Strand aus Kieselsteinen
besteht und die tun weh beim Laufen. Also wieder zurück.
Der Rest der Crew tollt im Wasser mit dem Beiboot rum.
Kaum einer bleibt länger als 10 Sekunden drin, dann
fliegt er schon wieder raus. Es gibt einen kleinen
Imbiss und eine halbe Stunde Siesta. Dann gehen wir
ankerauf und steuern Symi an.
Wir sind schon gespannt auf dieses idyllische
Fleckchen Erde. Doch unsere Erwartungen werden noch
übertroffen, als wir in diese Stadtbucht einlaufen.
Im ganzen Rund der Bucht erstrecken sich die Häuser
und Gassen von der Wasserfront bis hinauf auf die Hügel.
Oben thronen viele kleine Kirchen, von denen man einen
ausgezeichneten Blick über das Meer bis rüber zur Türkei
hat. Wild gestikulierend deutet ein Grieche auf das
Ende der Hafenbucht - wir halten ihn für den
Hafenmeister und folgen. Der Anker fällt auf 10 m
und wir machen mit unseren Achterleinen genau vor
einer der vielen Tavernen fest. Doch auf der Mole
stehen hier so komische Schilder von Ausflugsbooten;
ob das hier richtig ist, ob wir hier liegen bleiben dürfen???
Ein Anlegeschluck muss erst mal sein: Campari Orange!
Dann kommt der Grieche und schimpft, was wir hier
wollten und das hätte er nicht gesagt, dass wir hier
anlegen sollten. Das ginge so nicht! Der "Admiral"
nimmt ihn erst mal in den Arm und entschuldigt sich
1000 mal. Er bekommt einen Schluck vom "Anleger"
und schon geht alles wie von selbst. Der Hafenmeister
zeigt uns präzise, wo er uns haben möchte. Wir
gehen Anker auf und steuern unseren Bestimmungsort
zielstrebig an. Doch halt, eine österreichische
Chartercrew, mit vielen goldbehängten Damen, hat
auch schon dort geankert. Nur deren Anker liegt in
Lee des angestrebten Liegeplatzes und wir haben keine
Lust mit unserem Anker zwei Schiffe zu halten. Also
gebietet der "Admiral" ein freundliches
"Weg da! Wir legen uns dazwischen.", und
schon sind wir drin. Leider aber hält unser Anker
nicht, also nochmals raus und wieder rein. Diesmal hält
der Anker, aber es fehlen hinten 3 Meter, wir kommen
nicht an Land. Nochmal raus, und dann nochmal rein,
und dann sitzt alles: Anker fest, Achterleinen fest,
Gangway ist draußen, Schiff aufklariert und der 2.
Anlegeschluck, den wir uns wirklich auch verdient
haben, in den Gläsern. Beim letzten Anlegen haben
wir dann noch ein kleines Problem mit dem "Assi"
vom Hafenmeister: er will unbedingt unsere
Achterleinen haben. Doch die geben wir nun grundsätzlich
nicht aus der Hand und machen sie selber fest. Er
bekommt statt dessen sein "Bakschisch" und
zieht davon. Zu unserer Verwunderung sind unsere österreichischen
Nachbarn noch nicht fertig und machen immer noch rum!
Eine kurze Decksdusche und dann ab in die "City".
Dieser nette Ort muss erkundet werden. Nach zwei
Stunden Bummel sind wir uns alle einig - hier müssen
wir bald nochmals vor Anker gehen. Symi ist der törnmäßige
Höhepunkt der Reise. Als wir am späten Nachmittag
zurückgehen zum Schiff, laufen zwei wirklich riesige
Motoryachten ein. Polizei und Militär sind an Land
präsent und die Küstenwache fährt Geleitschutz.
Wir fragen nach, wer das sei und werden permanent zurückgewiesen,
bis Ann eine Ladenbesitzerin "verhört":
der König von Jordanien mit Familie. Also Augen
offen halten. Sie laufen uns während der nächsten
Stunden mehrfach über den Weg - Shorts, Polohemd,
Badeschlappen und Strohhut - ein Bodyguard als
Schatten. Zum Abendessen kehren wir in eine der
Tavernen am Hafen ein, während der "arme"
König mit seiner Frau im Goldladen verschwindet.
Als Lokal für den "Absacker" landen wir
den Volltreffer: Eine kleine Bar im Herzen der
Altstadt, Stühle und Tische unter freiem Himmel,
fetzige Musik, coole Drinks und eine ganz, ganz nette
Bedienung. Gegen 23 Uhr, wir wollen schon fast gehen,
wird das Ganze noch getoppt: Der benachbarte
Supermarkt rollt die Markisen ein und schließt die Läden.
Die Bar füllt sich in Minuten mit allem was Symi an
jungen Kerlen und griechischen Schönheiten zu bieten
hat. Gisela und die männlichen Crewmitglieder der
"Skyros" beschließen noch zu bleiben. Die
beiden Pärchen und Simon gehen zurück zum Schiff.
Die Anderen kommen in der Nacht um 3 Uhr. Wenigstens
behauptet Simon, dass er um diese Zeit was gehört
habe.